Evangelische Zeitung, März 2002

Kräuterschnäpse für die Gesundheit und die Liebe

Hamfelde. Als „kleinste Destille Deutschlands“ ist sie überregional bekannt geworden: An diesem Freitag feiert die kleine Schnapsfabrik im schleswig-holsteinischen Hamfelde (Kreis Herzogtum Lauenburg) ihr 200-jähriges Bestehen. Spezialität des Hauses ist der „Hamfelder Oberförster“, ein 40-prozentiger Kräuter-Schnaps, der nach einem alten Familien-Rezept gebraut wird. „Kräuterhexe“ Meike Brönneke hat gleich doppelt Grund zum Feiern: Die ehemalige Schauspielerin und Tänzerin wird 60 Jahre alt.

Seit 1802 brennt die Familie Schnaps in Hamfelde. Rund 30 Sorten von Whisky über Eierlikör, Pfefferminzlikör, Goldwasser bis zum Doppelkorn hatte ihr Vater im Sortiment. Nach dem Tod ihrer Mutter übernahm Meike Brönneke 1991 zusammen mit ihrer Freundin aus dem Nachbardorf die Destille.

Nach altbewährter Methode wird hier alles per Hand gefertigt. Auf den Wiesen und Feldern rund um Hamfelde sammelt Meike Brönneke für ihren „Oberförster“ eigenhändig 40 Kräuter: „30 für die Liebe und 10 für die Gesundheit.“ Ihr Rezept gibt sie nicht preis. Nicht einmal einzelne Zutaten sind ihr zu entlocken. Jede Flasche wird hier noch eigenhändig abgefüllt und zugeklopft. Im Supermarkt wird man die Spezialität vergeblich suchen: Verkauft wird der „Oberförster“ nur in der heimischen Fabrik.

Meike Brönneke war schon mit 16 Jahren nach Hamburg gezogen, um ihr Glück als Tänzerin zu suchen. Sie war an der Staatsoper engagiert, stand mit Freddy Quinn auf der Bühne des St. Pauli Theaters und tanzte im Pariser „Lido“. Später eröffnete sie zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann ein Synchron-Studio, das heute ihr Sohn betreibt. Als Besitzerin der „kleinsten Destille Deutschlands“ war sie schon TV-Gast bei Jürgen von der Lippe und Harald Schmidt.

Die Produktion organisiert Meike Brönneke allein, bei der Buchführung hilft ihre Freundin. Der persönliche Kontakt mit dem Klönschnack an der hauseigenen Theke ist ihr wichtig. Immer wieder entwickelt sie neue Sorten. So hat sie vor zwei Jahren den Bau des „Hahnheider Turms“ mit einem Kräuterschnaps „Turmgespenst“ unterstützt. Und zum Jubiläumstag hat sie einen neuen 20-prozentigen Kirschlikör kreiert.

Thomas Morell/epd
© Copyright Evangelische Zeitung 05/2002.

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